Was macht eine Lead Solutions Engineer?

Niuscha Ansari im Interview

Vom Bauingenieurswesen über BWL zur Lead Solutions Engineer – Niuscha erzählt Dir von ihrem Weg und erklärt, was sie als Lead Solutions Engineer macht. 

Das ITgirl im Profil

Name: Niuscha Ansari

Position: Lead Solutions Engineer

Traumberuf als Kind: Bauingenieurin

Unternehmen: Shopify

Lead-ITgirls

Was war dein Traumberuf als Kind?

“Warum ist das so?” war als Kind meine Lieblingsfrage. Damit habe ich meine Eltern zwar ziemlich gefordert, aber ich wollte ständig herausfinden, wie die Welt “funktioniert”. Experimentieren war mein Hobby und mein Interesse für die typischen MINT Bereiche ist sehr früh aufgekommen. Mit neun Jahren wusste ich schon, dass ich später einmal bauen möchte. Ich war verliebt in Technik, mathematische Rätsel, Design und Architektur. Ein weiterer Grund, warum ich gerne bauen wollte, liegt wohl in meiner Kindheit verankert. Als junges Mädchen bin ich aus dem Iran nach Deutschland ausgewandert und musste alles neu “aufbauen”. Diese Erfahrung hat mich stark geprägt und daher war für mich früh klar, dass ich Bauwesen studieren werde.

Was hast du studiert und wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?

Ich bin eine Anhängerin des lebenslangen Lernens, das besagt, dass Menschen sich auch im Erwachsenenalter fortwährend weiterbilden können. Ich habe insgesamt dreimal studiert und vielleicht werde ich auch noch ein weiteres Mal studieren, denn man lernt nie aus und die Welt ist in dauerndem Wandel. Als erstes habe ich Bauingenieurwesen studiert, weil ich mich für Geschichte und Architektur interessiert habe. Um es mit Technik zu kombinieren, war dies der perfekte Studiengang für mich. Nach einigen Berufsjahren im Bau wollte ich mich weiterentwickeln und habe einen MBA in Business Administration am Trinity College Dublin abgeschlossen. Der nächste Schritt ging dann in Richtung IT-Entwicklung und 2019 habe ich dann zudem einen Bachelor in Informatik an der Ulster University beendet.

Als was arbeitest du derzeit und wie sehen deine Aufgaben aus? Wie sieht dein Alltag aus?

Als Lead Solutions Engineer bei Shopify unterstütze ich Kund:innen der Commerce-Plattform dabei unsere Lösungen und Innovationen zu verstehen und bestmöglich für sich zu nutzen. Zudem helfe ich dem Vertriebsteam dabei neuen Händler:innen die Shopify-Plattform zu erklären. Dabei liegt mein Fokus darauf, das Geschäft der Händler:innen in seiner Gesamtheit zu verstehen. Ein großes Augenmerk liegt auf den strategischen Ziele sowie den technischen Herausforderungen. Im nächsten Schritt steht dann die Lösung der Frage an, wie Shopify dabei unterstützen kann, die Visionen und Ziele erfolgreich umzusetzen. Da wir langfristige Beziehungen mit unseren Kund:innen anstreben, ist der größte Gewinn für mich, wenn sie Shopify treu bleiben, mit uns wachsen und ihre Erfolgsgeschichten gemeinsam mit uns schreiben. Zudem genieße ich es besonders, dass meine Rolle so vielfältig ist und ich mich sowohl mit wirtschaftlichen als auch technischen Aspekten beschäftigen sowie mit internen und externen Stakeholdern zusammenarbeiten kann. Meine größte Passion ist Teamarbeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass komplexe Herausforderungen nur als diverses Team mit unterschiedlichen Skill-Sets bestmöglich gelöst werden können. Die größten Erfolge in meinem Beruf habe ich durch die “one team”-Mentalität erreicht. Entsprechend investiere ich einen Großteil meiner Zeit in Teamarbeit.

Was war bisher deine tollste berufliche Erfahrung?

Ich arbeite sehr gerne in internationalen und diversen Teams, was bei Shopify durch unseren „Digital by Design“-Ansatz stark im Vordergrund steht. Wir arbeiten komplett remote und können so die besten Talente aus den unterschiedlichsten Teilen Deutschlands oder auch international in Projekten bündeln, um den bestmöglichen Outcome für unsere Händler:innen zu erzielen. Den Grundstein zu diesem Arbeitsansatz habe ich übrigens schon als junge Ingenieurin gelegt: Bei meinem ersten Arbeitgeber hatte ich bereits die Möglichkeit an sehr anspruchsvollen Projekten mitzuarbeiten und diese auch zu leiten.

Was sind deine Lessons Learned? Was würdest du anders machen?

Einer meiner Lieblingsbücher ist „Multipliers“ von Liz Wiseman. Normalerweise tendiere ich immer dazu schnell vieles selbst erledigen zu wollen. Da kommt wahrscheinlich der Ingenieur in mir durch. Mit den Jahren habe ich aber gelernt, dass es oftmals besser ist sich mehr Zeit zu nehmen, die Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, strategisch zu denken und Probleme in Teams zu lösen. Ich bin nunmal ein großer Fan des “One Team Approachs“ und somit eben der festen Überzeugung, dass komplexe Herausforderungen nur als diverses Team mit unterschiedlichen Skill-Sets bestmöglich gelöst werden können.

Du bist als Women in Tech leider häufig immer noch eine Ausnahme. Was machst du, um mehr Frauen für Tech-Berufe zu begeistern?

Frauen werden einfach nicht genug ermutigt, in technische Bereiche einzusteigen und daher fehlt es in der Tech-Branche an weiblichen Vorbildern und noch viel mehr an Aufklärung. Sollte sich dies ändern, würden mit Sicherheit mehr Frauen in dieser Branche Fuß fassen. Hier sehe ich besonders die fehlenden Vorbilder als Hindernis und das Gefühl, ständig in der Minderheit zu sein. Das macht es nicht leichter, sich durchzusetzen und den eigenen Weg zu gehen. Die Welt besteht aus Vielfalt und diese sollte sich auch in MINT-Berufen widerspiegeln. Ich bin der Meinung, wären mehr Frauen in diesen Berufen tätig und unsere Gesellschaft in diesem Bereich besser repräsentiert, könnten wir gemeinsam stärker sein.

Welche Tipps hast du für Frauen, die in der Tech-Branche arbeiten möchten?

Die Chancen und Möglichkeiten in der Tech-Branche sind unendlich und es braucht Frauen in allen Bereichen. Mein Rat an alle Girls, die eine Tech-Karriere anstreben, ist es, groß zu träumen und den Mut zu haben an sich selbst zu glauben. Im Leben geht es darum, Spaß zu haben, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Außerdem finde ich es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Fragen stellen eine Stärke und keine Schwäche ist.

Wenn du allen Mädchen in der Abschlussklasse auf einer leeren Tafel eine Botschaft hinterlassen könntest, was würdest du drauf schreiben?

Seid mutig und glaubt an euch. Unsere Gesellschaft besteht aus Diversity und so sollte es auch in der Berufswelt aussehen. Mädchen und Frauen haben dieselben Fähigkeiten, Rechte und sollten gleichberechtigt behandelt und gefördert werden. Be bold and dream big! Setzt euch auch für andere ein, das Leben ist ein “geben und nehmen”. Deshalb ist es wichtig sich gegenseitig zu unterstützen. Mein Großvater hat immer gesagt einen einzigen Ast kann man leicht durchbrechen, ein Bündel aber nicht. 

Be bold and dream big!“

Weitere Vorbilder:

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Weitere Inspiration findest du in unserem Artikel zu Zukunftsberufen.