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Wie Tech4Germany digitale Innovationen für den Staat entwickelt

Wie kann ein Start-up digitale Innovationen für den Staat entwickeln? Diese Frage hat Laura in ihrer Bachelorarbeit über Tech4Germany untersucht. Was dabei herausgekommen ist, erklärt sie in diesem Blogbeitrag.

August 09, 2021

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Drei Jahre Studium sind wie im Flug vorbeigegangen und daher hieß es in den letzten Monaten für mich: Bachelorarbeit schreiben. Da ich mich in meinem Studiengang Management, Society & Technology auf die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung spezialisiert habe, entschied ich mich, meine Bachelorarbeit über das Fellowship Programm Tech4Germany zu schreiben. Besonders interessiert hat mich daran, wie wir es schaffen können, digitale Innovationen in der Verwaltung zu nutzen, um damit bessere digitale Services für alle Bürger:innen zu entwickeln.

Wie funktioniert Tech4Germany?

Die Digitalisierung Deutschlands vorantreiben und dabei von und miteinander zu lernen – das hat sich Tech4Germany zum Ziel gesetzt. In dem Fellowship-Programm arbeiten jedes Jahr rund 30 Digital-Talente für aus den Disziplinen Produktmanagement, Design und Software Engineering gemeinsam mit Mitarbeitenden der Bundesministerien oder -behörden an digitalen Lösungen für konkrete Herausforderungen. Innerhalb von zwölf Wochen entwickeln die Teams einen Prototypen und nutzen dabei agile und nutzerzentrierte Methoden, um innovative Lösungen mit einem Mehrwert für die Mitarbeitenden der Verwaltung sowie die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.

Aber funktioniert das wirklich? Wie genau kann Tech4Germany die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung voranbringen? Diese Frage habe ich im Rahmen meiner Bachelorarbeit untersucht.

Warum brauchen wir überhaupt Fellowship-Programme?

Noch vor der Überlegung, wie Tech4Germany genau funktioniert, steht die Frage, warum es überhaupt ein Fellowship-Programm braucht. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Deutschland in der digitalen Transformation einiges aufzuholen hat. Im europäischen Vergleich liegen wir in der Kategorie Digital Public Services nur auf Platz 21 (DESI, 2020). Die Gründe hierfür sind vielfältig und können nicht in wenigen Sätzen zusammengefasst werden.

Was aber definitiv dazu gehört, sind fehlende technische und methodische Kompetenzen für die Entwicklung digitaler Innovationen. Während Design Thinking, agiles Produktmanagement und nutzerzentriertes Design in Tech-Startups mittlerweile Standard sind, funktionieren Digitalprojekte in der Verwaltung in den meisten Fällen noch nach einem hierarchischen Top-Down Prinzip. Dies ist allerdings sehr unflexibel und Vergabeprozesse dauern teilweise mehrere Jahre. Da sich Technologien sehr schnell weiterentwickeln, ist das digitale Produkt oft schon nicht mehr aktuell, wenn es fertiggestellt wird. Auch werden die Nutzer:innen bislang nicht aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen, sodass bis zum Schluss nicht klar ist, ob das Problem überhaupt richtig erkannt wurde und die entwickelte Lösung dieses löst.

Genau an diesem Problem setzt Tech4Germany an. Dabei lassen sich drei Dimensionen unterscheiden, wie das Fellowship Programm zu der Entwicklung digitaler Innovationen in Ministerien und Behörden beiträgt.

Es fehlte ein passendes Konzept für kollaborative Innovation

Viele Studien und Beispiele des privaten Sektors zeigen, dass Kollaboration zwischen diversen Akteuren zu der Entwicklung von Innovationen beitragen kann. Kollaboration bedeutet an dieser Stelle, dass Menschen aus verschiedenen Organisationen oder mit verschiedenen Hintergründen zusammenarbeiten. Bislang gab es aber kaum geeignete Konzepte, um diese Strategie in das geschlossene System der öffentlichen Verwaltung zu integrieren. Eine Kollaboration verschiedener Akteure für ein einzelnes Projekt aufzusetzen, verlangt einen großen Zeitaufwand. Innovationlabs stehen oft vor der Herausforderung, dass die Innovationen wieder in einer separaten Einheit und nicht innerhalb der Ministerien und Behörden entwickelt werden.

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Tech4Germany ermöglicht eine Kollaboration von Verwaltung und Digital-Talenten

Der erste wesentliche Aspekt, wie Tech4Germany zur digitalen Transformation beiträgt, ist daher das neue institutionelle Design. Das Fellowship verringert die Hürden für eine Kollaboration von Digitalexpert:innen und Mitarbeitenden der Ministerien und Behörden so weit, dass eine Zusammenarbeit für beide Seiten attraktiv wird.

Konkret initiiert Tech4Germany die Kollaboration, indem das Team geeignete Projekte der Ministerien sowie motivierte Digital-Talente durch ein Bewerbungsverfahren auswählt und zusammenbringt. Ein besonderer Wert liegt hierbei in der Startup-ähnlichen Kultur des Fellowships, die es ermöglicht junge Menschen zu gewinnen, die nicht in einer Festanstellung in einem Ministerium arbeiten wollen. Auch werden Berufsbilder wie Designer:innen angesprochen, die üblicherweise nicht in Stellenausschreibungen der Verwaltung auftauchen. Dies ermöglicht beiden Seiten, die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuprobieren.

Darüber hinaus erleichtert Tech4Germany die Zusammenarbeit, indem die wesentlichen Rahmenbedingungen wie die rechtlichen Voraussetzungen und den Zeitplan festgelegt werden. Auch inhaltlich ist Tech4Germany ein ‘Vermittler’ zwischen den diversen Akteuren, indem es in einer Onboarding Woche und Workshops die Methoden und das Vokabular der jeweils anderen Gruppe erklärt. Gleichzeitig unterstützt Tech4Germany die Teams während der Projekte, beispielsweise bei Konflikten oder Missverständnissen.

Tech4Germany führt zu einem gegenseitigen Lernprozess

Die zweite Dimension, wie Tech4Germany zur digitalen Transformation der Verwaltung beiträgt, ist ein gegenseitiger Lernprozess. Dies ist besonders entscheidend, damit auch über die einzelnen Projekte hinaus eine Veränderung stattfindet. Meine Studie hat gezeigt, dass die teilnehmenden Verwaltungsmitarbeitenden wesentliche methodische Kenntnisse und neue Denkweisen wie beispielsweise nutzerzentrierte Produktentwicklung kennenlernen.

Hierbei ist ein besonderer Wert des Fellowships, dass neue Fähigkeiten nicht in einem Training vermittelt werden, sondern in einem echten Projekt erlebt werden können. Damit wird es erleichtert, die neuen Herangehensweisen auch in Folgeprojekten anzuwenden. Einschränkend ist hierbei zu sagen, dass nicht alle Teilnehmer:innen etwas Neues gelernt haben und weniger technische sondern vordergründig methodische Kompetenzen erworben wurden.

Tech4Germany erleichtert die Implementierung von digitalen Innovationen

Veränderungen sind im ersten Moment oft unbequem. Ein häufiges Problem im Kontext von digitalen Innovationen ist daher, dass es zwar vielversprechende Ideen gibt, diese aber auf Widerstände in der Implementierungsphase stoßen. Die Herausforderung ist besonders groß, wenn die betroffenen Mitarbeitenden nicht in den Entwicklungsprozess einbezogen wurden und die neue Technologie gegebenenfalls nicht vollständig verstehen. An dieser Stelle wird die dritte Dimension von Tech4Germany relevant. Die Studie hat gezeigt, dass die an dem Fellowship beteiligten Verwaltungsmitarbeitenden die Implementierung des entwickelten Prototypen stark befürworten. Auch Personen, die nicht direkt beteiligt waren, aber den Fortschritt und den Prozess zum Prototypen mitbekommen haben, wurden in einigen Fällen aufgeschlossener gegenüber digitalen Innovationen und neuen Arbeitsweisen. Insbesondere wurden die Vorteile einer digitalen Lösung aufgrund des Prototypen greifbarer als in einem schriftlichen Konzept.

Fellowship Programme stehen vor Potentialen und Herausforderungen

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse meiner Studie ein sehr eindeutiges Bild: das Fellowship Programm Tech4Germany birgt große Potentiale für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung. Gleichzeitig steht das Fellowship auch Herausforderungen gegenüber. Beispielsweise können bestehende Verfahren und Anforderungen in der öffentlichen Verwaltung auch von Tech4Germany nicht einfach verändert werden. Aufgrund der vergleichsweise kleinen Teilnehmer:innenzahl bleibt außerdem abzuwarten, wie groß der Effekt des Fellowships wirklich ist. Nichtsdestotrotz ist Tech4Germany ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer digitalen und nutzerzentrierten Verwaltung, da es den öffentlichen Sektor für Ideen und Expertise von außen öffnet und Verwaltungsmitarbeitenden die Möglichkeit bietet, agile und nutzerzentrierte Methoden in echten Projekten zu erleben.

Wer sich für das Thema interessiert, findet meine vollständige Bachelorarbeit hier. Wenn du wissen möchtest, wie du selbst bei Tech4Germany mitmachen kannst, findest du alle wichtigen Informationen in unserem Blogbeitrag dazu. Bei Fragen kannst du mir auch jederzeit eine Nachricht schicken!

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