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Tech4Girls*: Mädchen für die IT begeistern

Katharina über die Bedeutung von früher IT-Bildung und die Erfolge von Tech4Girls* an Berliner Schulen

Juli 31, 2024

Headerbild vom Artikel

Tech4Girls ist eine großartige Initiative, die wir seit Beginn von ITgirls kennen und unterstützen. Wie Du sie unterstützen kannst und was Tech4Girls genau macht, erklärt euch Katharina in unserem Interview.

Das ITgirl im Profil

Name: Katharina Wohlrab
Position: Gründerin Tech4Girls*
Unternehmen: Tech4Girls*

Kannst du dich und deine Rolle bei Tech4Girls* kurz vorstellen?

Ich bin Katharina, 29 Jahre alt und neben meiner Geschäftsführung bei Tech4Girls* Mama und Influencerin. Außerdem bin ich studierte Informatikerin, Soziologin und Dozentin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Katharina, Mutter und Gründerin

Was ist das Ziel / die Mission hinter Tech4Girls*?

Tech4Girls* unterrichtet Schülerinnen ab der 2. Klasse in Informatik, um den Gender Gap in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu verabschieden. Unsere Mission ist es, Mädchen frühzeitig mit technischen Themen in Berührung zu bringen und sie dazu zu ermutigen, ihre Interessen und Talente in diesen Bereichen zu verfolgen. Durch praxisorientierten Unterricht und kreative Projekte wollen wir das Selbstbewusstsein der Schülerinnen stärken und ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, die sie für eine erfolgreiche Karriere in der IT benötigen.

Welche Möglichkeiten bietet ihr Schüler:innen an?

Wir unterrichten AGs und Wahlfächer von der 2. Klasse bis zum Abitur an über 70 Berliner Schulen und bieten Feriencamps in den Schulferien an. Dabei lernen die Kinder alles von JavaScript über HTML bis hin zu grundlegenden Coding-Konzepten, Logik und das Recht der freien Meinungsäußerung. Unsere Kurse sind darauf ausgelegt, den Schülerinnen spielerisch und praxisnah die Welt der Informatik näherzubringen, sodass sie ihre Fähigkeiten in einem sicheren und unterstützenden Umfeld entwickeln können.

Kinder programmieren

Welche Altersklasse erreicht ihr besonders mit euren AGs und wie siehst du den Einfluss, den ihr auf Schüler:innen habt?

Bei den kleineren Kindern in der 2. und 3. Klasse merken wir, dass wir noch einen großen Einfluss haben. Genderstereotype greifen laut einer Studie von Microsoft ab einem Alter von zehn Jahren. Alles, was davor passiert, kann noch etwas verändern. Und das tun wir bereits seit fünf Jahren. Ich sage gerne, dass die Kinder in der 2. Klasse noch gar nicht wissen, dass sie Technik “nicht können". Die in der 7. Klasse schon. Da versuchen wir, Schadensbegrenzung zu betreiben. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich das Selbstbewusstsein der Mädchen entwickelt, wenn sie erkennen, dass sie in der Lage sind, komplexe Probleme zu lösen und kreative Projekte zu realisieren.

Wie schafft ihr es, Schüler:innen vom Programmieren zu überzeugen?

Das müssen wir gar nicht. Am Computer arbeiten ist cool, die Kinder rennen uns die Buden ein. Viele Kinder sind von Natur aus neugierig auf Technik und digitale Werkzeuge. Indem wir ihnen spannende und altersgerechte Projekte anbieten, schaffen wir es, ihre Begeisterung für das Programmieren zu wecken und zu fördern. Durch den Einsatz von Spielen, interaktiven Aufgaben und kreativen Herausforderungen machen wir das Lernen zu einem positiven Erlebnis.

Schulkinder

Was wünschst du dir von der Politik und Gesellschaft, um die Förderung von Mädchen in der IT weiter zu verbessern?

Ich denke, da müssen wir ganz tief im Feminismus starten. Faire Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen, mögliche Teilzeitangebote. Man muss es sich ja auch leisten können, etwas anderes zu studieren oder zu lernen als das Bekannte. Wenn ihr die Computer sehen würdet, die an Berliner Schulen stehen, fragt ihr euch, ob ihr in eine Zeitkapsel gestiegen seid. Die sehen wirklich noch aus wie zu meiner Schulzeit. Es gibt Schulen, da dürfen die Kinder die Computer nicht ausmachen, weil sie nicht mehr angehen würden. Und damit sollen Kinder den Umgang mit Medien lernen? I don't think so. Eine grundlegende Modernisierung der technischen Ausstattung an Schulen ist dringend notwendig, ebenso wie die Förderung einer genderneutralen Erziehung, die Kinder unabhängig von Geschlechterstereotypen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt.

Info: Was versteht man unter genderneutraler Erziehung und warum ist sie wichtig?

Genderneutrale Erziehung bedeutet, dass Kinder ohne die traditionellen Geschlechterstereotype erzogen werden. Es geht darum, ihnen gleiche Chancen zu bieten und sie in ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten zu fördern, unabhängig davon, ob diese als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ gelten. In der Praxis bedeutet das, dass Mädchen ermutigt werden, sich für Technik und Naturwissenschaften zu interessieren, während Jungen genauso gefördert werden, wenn sie sich für kreative oder soziale Berufe interessieren. Diese Art der Erziehung ist wichtig, weil sie dazu beiträgt, die Geschlechterungleichheiten in der Gesellschaft zu reduzieren und jedem Kind die Möglichkeit zu geben, seine Talente und Interessen frei zu entfalten. Dabei gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Mehr Infos findest Du hier.

Welchen Rat würdest du Eltern oder Lehrer:innen geben?

Versucht, die Medien nicht zu verteufeln, die Kinder wachsen als Natives auf. Sie werden eher früher als später den Umgang damit lernen und dann wäre es doch schön, wenn sie dies in einem sicheren Rahmen lernen könnten. Und bitte hört auf mit stereotyper Erziehung, ehrlich. Niemand profitiert durch das Patriarchat. Unsere Kinder schon gar nicht. Fördert die Interessen eurer Kinder und unterstützt sie dabei, ihre Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen zu entwickeln. Eine offene und unterstützende Haltung kann einen großen Unterschied machen.

An wen können sich Schüler:innen und Schulen wenden, wenn sie Interesse an eurem Angebot haben?

Sie können mir entweder direkt eine Mail an: katharina@tech4girls.de senden oder auf unserer Website schauen, was wir so anbieten: www.tech4girls.de. Wir freuen uns immer über neue Schulen und Schülerinnen, die sich für unsere Programme interessieren und mit uns gemeinsam die digitale Zukunft gestalten wollen.

Wie kann man euch als Privatperson oder Unternehmen unterstützen?

Wir sind gemeinnützig und damit immer auf Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. Jeder Beitrag hilft. Sei es durch finanzielle Unterstützung, die Bereitstellung von moderner Hardware oder durch die Mitwirkung in unseren Kursen und Projekten – jede Hilfe ist willkommen und trägt dazu bei, unsere Mission voranzutreiben. Gemeinsam können wir einen großen Unterschied machen und die nächste Generation von Technikbegeisterten fördern.

Für diejenigen, die mehr über ähnliche Initiativen und Programme erfahren möchten, empfehlen wir einen Blick auf unser Interview mit Susanne von MINT Zukunft schaffen, wo sie über die Förderung der MINT-Bildung und ihre Bedeutung spricht.

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