Aus der BWL in die IT – mein Quereinstieg mit Tipps für den Anfang

Nach 5 Jahren als Einkäuferin bei einem Start-up in der Lebensmittelindustrie habe ich mich entschieden einen Neuanfang zu wagen: in der IT! Meine 5 Tipps für den Quereinstieg

Juni 29, 2023

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Nach 5 Jahren als Einkäuferin bei einem Start-up in der Lebensmittelindustrie habe ich mich entschieden einen Neuanfang zu wagen und bin ins kalte Wasser gesprungen. Obwohl ich meinen Job gern ausgeübt habe, wusste ich, dass ich nochmal etwas Neues ausprobieren wollte. IT schwebte schon länger in meinem Kopf herum, allerdings immer ohne genauen Plan und letztendlich ohne Handlungsidee. Durch ITgirls durfte ich viele Quereinsteiger:innen und inspirierende Frauen interviewen, die mir dann irgendwann genug Mut gegeben haben, „einfach mal zu machen“. Ich habe ein Traineeship bei der T-System im Bereich Digitalisierung und Consulting angefangen. In den ersten acht Wochen habe ich unfassbar viel Neues gelernt und neue Erfahrungen gesammelt, von denen ich einige gern mit euch teilen würde, und meine 5 Tipps für den Quereinstieg in die IT mitgeben möchte. Ich habe nicht nur das Unternehmen gewechselt, sondern bin auch von einem kleinen Unternehmen/Start-up in einen Konzern gewechselt, was für mich ebenso viele Learnings mit sich gebracht hat. Vielleicht findet also auch die Ein oder Andere, die vor einem beruflichen Wechsel oder Neuanfang steht, ein paar hilfreiche Insights.

1. Nutzung von künstlicher Intelligenz

Gerade zu Beginn in einem neuen Berufsfeld wird es viele Dinge geben, die man erst einmal nicht versteht. Das können Begriffe, Prozesse, Konzepte, Vorgehensweisen, Namen oder Abkürzungen sein. Befindet man sich dann in Meetings, kann es schnell passieren, dass man dem Inhalt nicht mehr folgen kann, und verliert die Möglichkeit am Termin zu partizipieren. Ich empfehle daher die Nutzung von einer künstlichen Intelligenz, um schnell und einfach Antworten auf seine Fragen zu bekommen.

Häufig beantwortet eine KI wie ChatGPT die Fragen deutlich schneller und präziser, als man sie selbst „ergooglen“ könnte. So könnt ihr zum Beispiel in Realtime Begriffsfragen klären und parallel weiter zuhören und dem Inhalt folgen. Idealerweise notiert man dann die Begriffe, die man nachgeschaut hat, in einem persönlichen Glossar und beginnt somit langsam die Vokabeln zu lernen. Ja, es fühlt sich zu Anfang tatsächlich ein bisschen so an. Mit der Zeit erhält man dann ein eigenes Nachschlagewerk und wird sicherer im Umgang mit den unbekannten Wörtern.

2. Abkürzung klären

Jeder oder jede, die schon einmal in einem Konzern gearbeitet hat, wird dieses Phänomen wahrscheinlich kennen. Große Unternehmen lieben Abkürzungen, und zwar für alles. Abteilungen, Untereinheiten, Prozesse usw. werden sehr häufig abgekürzt, was zur Folge hat, dass Neuankömmlinge erst einmal nichts verstehen. Abkürzungen erklären sich zum einen nicht von selbst und können zum anderen viele verschiedene Bedeutungen haben, je nach Kontext. Stellt daher sicher, dass ihr die richtige Bedeutung für die Abkürzungen kennt, um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen. Konzerne stellen häufig sogar firmeninterne Abkürzungsverzeichnisse in ihrem Intranet bereit.

Wenn ihr die Möglichkeit habt, erfragt zu Beginn direkt, ob es ein solches Abkürzungsverzeichnis gibt und ob ihr damit arbeiten dürft. Es wird euch eine Menge Zeit ersparen und kann den Einstieg erleichtern.

3. Keine Angst, Fragen zu stellen!

Ich kann diesen Punkt gar nicht genug betonen. Habt keine Angst, all eure Fragen zu stellen! Als Berufseinsteiger:in/Quereinsteiger:in wird man nicht umhinkommen Menschen Fragen über ihre Arbeit, die Unternehmenskultur, Vorgänge usw. zu stellen. In meiner Erfahrung ist die Resonanz auf Fragen extrem positiv. Obgleich man sich intuitiv vielleicht eher scheut Fragen zu stellen, aus Angst unwissend zu wirken, nimmt der Gegenüber das aktive Nachfragen als etwas sehr Gutes wahr. Es zeugt von Interesse, innerem aufgeweckt Sein und aktivem Mitdenken. Solche Eigenschaften sind essenziell, wenn man einen Quereinstieg wagen möchte. Schafft man es, als Neuankömmling eine objektive Beobachterrolle einzunehmen und hinterfragt bestehende Prozesse, dann erntet man im Gegenzug nicht selten Begeisterung. Macht euch also eure neutrale Sicht zum Vorteil. Viele Mitarbeiter:innen werden im Laufe ihres Berufslebens irgendwann „betriebsblind“. Gerade dafür kann es sehr sinnvoll sein, frische Perspektiven von außen zu betrachten. Manchmal ergeben sich Synergien aus dem vorherigen Berufsfeld zur IT auf ganz natürliche und spannende Art und Weise. Habt daher keine Angst zu fragen, zu hinterfragen und eure Ideen aktiv einzubringen. Obwohl man zu Beginn kein fachlicher Profi ist, so hat jeder und jede doch Dinge, die es wert sind, gehört zu werden und einzubringen.

4. 80% sind manchmal völlig ausreichend

Dieser Tipp ist für alle Perfektionist:innen, mich selbst mit inbegriffen. Neuanfänge sind herausfordernd, angsteinflößend, spannend und vieles mehr. Vor allem jedoch sind sie nicht einfach. Daher ist es umso wichtiger, sich selbst daran zu erinnern, dass noch kein Meister:in vom Himmel gefallen ist. Was für das Erlernen von Hobbys und neuen Sportarten gilt, gilt ebenso für das Erlernen eines neuen Berufs. Geduld ist gefragt, insbesondere mit der eigenen Person und dem persönlichen Fortschritt. In diesem Sinne ist die 80% Regel ein guter Gradmesser. Wenn ich in einem Meeting 80% des Gesagten verstehe, dann reicht das häufig schon völlig aus, um damit arbeiten zu können. 100% erlangt man dann schon früh genug. Wichtig ist bei all dem nicht den Mut zu verlieren und seine eigenen Erwartungen anzupassen. Hilfreich ist es auch, mit eurer Chef:in zu sprechen und gemeinsam festzulegen, welche Inhalte Priorität haben und zuerst erlernt werden sollten. So stellt ihr sicher, dass die Erwartungshaltung an euch auf euren persönlichen „Lernplan“ angepasst ist. Vieles ist und bleibt allerdings auch Learn on the job. Verzweifelt also nicht direkt, wenn ihr zu Anfang erst einmal nicht alles versteht, sondern nehmt euch die Zeit nachzulesen, zu lernen und stetigen Fortschritt zu forcieren.

5. Netzwerk ist und bleibt der Schlüssel

Mein letzter Tipp ist der Dauerbrenner unter den Ratgebern fürs Berufsleben. Baut euch von Anfang an ein stabiles und gutes Netzwerk in eurer neuen Position auf. Ich empfehle dafür immer Alleinstellungsmerkmale der eigenen Person zu definieren und diese zu vermarkten. Wenn man schon als die „Quereinsteigerin“ vorgestellt wird, warum sollte man sich diesen kleinen Marketing-Vorsprung nicht zunutze machen? Unter dieser Prämisse fällt es auch deutlich leichter, neue Menschen kennenzulernen und auf Kolleg:innen zuzugehen. Für alle, die sich mit Netzwerken schwertun, ihr seid nicht alleine!  Es ist wirklich schwierig und anstrengend, manchmal aktiv den Dialog zu suchen, aber dennoch unerlässlich. Es ist nachgewiesen, dass die ersten 100 Tage in einer neuen Firma über den weiteren Karriereverlauf entscheiden. Gebt euch also gerade zu Anfang Mühe viele Menschen kennenzulernen und möglichst zu allen Möglichkeiten ja zu sagen. Dadurch eröffnen sich auf lange Sicht sehr viele neue Türen. Für alle unter uns, die ungern Smalltalk führen oder schnell Name vergessen, hier ein paar hilfreiche Tipps zur Gesprächsführung. Sobald sich euch jemand mit Namen vorstellt, wiederholt diesen Namen und sprecht die Person aktiv mit Namen so. So festigt sich der Name nicht nur bei euch im Kopf, sondern vermittelt der Person zusätzlich, dass ihr gute Zuhörer:innen seid. Generell hilft es sehr für Smalltalk Fragen zu stellen und ehrliches Interesse am Gegenüber zu zeigen. Was macht diese Person? Warum tut diese Person das? Wie lange macht sie das schon? Das sind nur einige Beispiele für Gesprächseinstiege. Begegnet man Menschen mit Offenheit und Interesse, dann ergeben sich Gespräche von ganz alleine und das Netzwerk beginnt sich zu formen. Mit unbekannten Menschen zu sprechen, ist zum großen Teil auch Übungssache. Man wird besser, je öfter man das tut. Zum online netzwerken empfehle ich die Plattform LinkedIn. Dort spielt sich aktuell viel unserer heutigen Berufswelt ab. Haltet euer Profil aktuell und fokussiert euch auf eure Kernthemen. Was begeistert euch? Warum? Worin seid ihr Expert:in? Ein ausgewähltes Portfolio auf LinkedIn zu zeigen, zeugt für die außenstehenden Beobachter:innen von Glaubwürdigkeit.

Für alle, die jetzt neugierig geworden sind, oder auch Mut gefasst haben, einen neuen Schritt zu wagen: Auf geht’s! Wir stellen auf unserem Blog viele spannende Berufsmöglichkeiten und Profile dar. Für alle, die sich noch unsicher sind, haben wir noch mehr tolle Erfahrungsberichte über den Quereinstieg. Es gibt mittlerweile Programme von Firmen, die das aktiv, altersunabhängig anbieten. Das Graduate Programm von der T-Systems ist nur ein Angebot von vielen. Mir persönlich hilft es sehr, diese Reise auch mit anderen Gleichaltrigen gemeinsam zu bestreiten und an den Herausforderungen zu wachsen.

Ich habe es noch keinen Tag bereut, mich beruflich umorientiert zu haben und freue mich schon auf meine Weiterentwicklung.

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